Buchtaufe standesgemäß im Schloss

27.11.2013, Suedkurier

➤ Robert von Hornstein kannte Richard Wagner
➤ Hegau-Geschichtsverein präsentiert Jahrbuch
von Susanne Gehrmann-Röhm

Hilzingen-Weiterdingen – Ganz standesgemäß präsentierte der Hegau-Geschichtsverein sein neues Jahrbuch mit dem Thema „Adel und Herrschaft“ am Samstag vor über 200 Gästen im Schloss Weiterdingen. Der Baron Josef Freiherr von Hornstein und seine Tante Maria Elisabeth Freiin von Hornstein hatten das schöne Ambiente gern für die Buchtaufe zur Verfügung gestellt.

Sie präsentieren das neue Jahrbuch des Hegau-Geschichtsvereins. Im Bild (von links) der Vorsitzende Wolfgang Kramer, Baron Josef Freiherr von Hornstein, Maria Elisabeth Freiin von Hornstein und Präsident Wilderich Graf von und zu Bodman. BILD: SUSANNE GEHRMANN-RÖHM

Der Ort der Buchtaufe hatte jedoch noch einen weiteren Grund, denn ein Vorfahre der Familie von Hornstein, der Komponist Robert von Hornstein (1833 bis 1890) hatte in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch Kontakt zu Richard Wagner, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Friedemann Kawohl, Vorsitzender der Abteilung Geschichte des befreundeten Baarvereins Donaueschingen, hat diese Beziehung der beiden Komponisten in einem Beitrag für das neue Jahrbuch recherchiert und sprach über das Verhältnis der beiden im Schloss.

In den frühen 1850-er Jahren hatte Robert von Hornstein Richard Wagner in der Schweiz kennen gelernt. Robert von Hornstein hatte gerade sein Studium in Leipzig beendet und war nach Lausanne gezogen, vermutlich auch, weil er Richard Wagner, der damals in der Schweiz lebte, nahe sein wollte. Ausführlich berichtete Friedemann Kawohl über eine Kutschfahrt von Martigny nach Sion, nach der Wagner Robert von Hornstein als „drolligen Menschen“ bezeichnete.

Das eigentliche Problem zwischen den beiden Komponisten war aber die Tatsache, dass Richard Wagner unter chronischem Geldmangel litt, besonderszu dem Zeitpunkt, als seine Tannhäuser- Aufführung in Paris abgesagt worden war. Demgegenüber war Robert von Hornstein nicht auf Einnahmen durch Kompositionen angewiesen, sondern komponierte nur für seine Freunde aus der Münchner Künstlergruppe „Das Krokodil“ Salonmusik. Friedemann Kawohl zitierte aus einem Brief, den Wagner im Dezember 1861an von Hornstein schrieb und worin er ganz frech um ein Darlehen von 10000 Francs bat. Was von Hornstein aber sofort zurückwies und auch als Gast auf seinem Landgut im Rheingau wollte er ihn nicht aufnehmen, was Wagner ebenfalls vehement in dem Brief eingefordert hatte. „Richard Wagner war nie auf Schloss Weiterdingen, weil das Schloss zu dieser Zeit der Familie nicht mehr gehört hat“, sagte Baron Josef Freiherr von Hornstein.

Das Schloss war 1855 zwangsversteigert worden und kam 1861 in den Besitz der Erzdiözese Freiburg. Erst 2007 gelangte es wieder in den Besitz der Familie von Hornstein. „Das ist ein Glücksfall, dass das Schloss nach so langer Zeit wieder in den Besitz der Familie kam“, meinte auch der Präsident des Hegau-Geschichtsvereins Wilderich Graf von und zu Bodman. Mit fünf Liedvorträgen gaben Nicole Kabisch (Gesang) und Thomas Kabisch (Klavier) eine Kostprobe von Kompositionen von Robert von Hornstein. Die Texte für die Lieder stammen von Freunden aus dem Künstlerkreis „Das Krokodil“., Im Anschluss fasste Wolfgang Kramer, Vorsitzender des Hegau- Geschichtsvereins, die 18 Kapitel des Jahrbuchs kurz zusammen.

Das Jahrbuch
Das Jahrbuch Hegau ist für 27,80 Euro erhältlich. Die Autoren: Gerhard Fingerlin, Jürgen Hald, Alexander Röhm, Fredy Meyer, Franz Hofmann, Reinhild Kappes, Wolfgang Kramer, Helmut Fidler, Sibylle Probst-Lunitz, Hildegard Bibby, Christof Stadler, Wolfram Janzer, Wilderich Graf von und zu Bodman, Emil J. Mundhaas, Edwin Ernst Weber, Friedemann Kawohl und Inga Pohlmann. Es ist das 70. Jahrbuch des Hegau-Geschichtsvereins mit der ISBN-Nummer: 978-3-933356-72-7. Infos unter Telefon 07731/
8 52 39 oder im Internet: www.hegau-geschichtsverein.de

Quelle: SÜDKURIER vom 27.11.2013